Unzählige Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt im inneren Ring einer Galaxie, existiert ein Sonnensystem das dem Unseren sehr ähnelt, im Gegensatz zu unserem jedoch bildet kein Gelber, sondern ein violetter Stern das Zentrum seines Sonnensystems. Auf der neunten Umlaufbahn also 1500 Mio. Km von seiner Sonne entfernt, kreist ein dreimal so großer Planet wie die Erde um seine Sonne, ein kalter, zerklüfteter Planet dessen Oberfläche zum größten Teil aus oxidiertem Eisen und weitflächige vereiste Meere besteht, die an einigen stellen eine Tiefe von mehreren hundert Kilometer aufweisen und stellenweise bis zum Grund zugefroren sind.
Über dem Äquator erstreckt sich eine wütende Sandwüste, die einen breiten hellbraunen Gürtel um den Planten spannt die Wüste durchpflügt das ganze Jahr über ein verheerender Sturm, der Sturm wirbelt den Sand Kilometerweit bis in die Stratosphäre und lässt den Rest des Planeten unter einer dicken, lichtundurchlässigem Schicht aus Sand und Eiskristalle verschwinden. Direkt über dem Äquator herrscht eine beinahe kostante Temperaturen um die 120 Grad Celsius, wohingegen die Temperatur auf dem Rest des Planeten weit unter dem Gefrierpunkt liegt. Und nur an wenigen Stellen passieren die Sonnenstrahlen direkt und ungefiltert die Atmosphäre und erreichen die Oberfläche. Ein erstaunliches Phänomen ist jedoch ein Wolkenloser Ring direkt über dem Äquator, der die Ursache der verhältnismäßig hohen Temperatur in diesen Regionen ist. Der Anderen, wenn auch viel kälteren Teile des Planeten liegen das ganze Jahr über im Schatten einer diffusen aber dichten nicht zu durchdringenden Wolkendecke. Trotz der widrigen Umstände existiert die Möglichkeit, Berücksichtigt man besondere Vorkehrungen, das menschliche Lebensformen auf ihm überleben können. Eine Atmosphäre ist vorhanden und die Oberfläche weißt eine ausreichend tektonische Zuverlässigkeit auf. Weite Flächen des Planeten liegen als ausgetrocknete, zerklüftete von starken Stürmen völlige zerfurchte Steppe im Licht einer violettschwarzen Nacht und scheint einer Verlassenheit zu huldigen die niemand zu würdigen versteht. An den nordöstlichen Rändern einer unüberschaubaren Steppe türmen sich spitz zulaufende, schieferfarbene Bergmassive weit in die blauviolett schimmernde Sand Kristall Wolkendecke. Umgeben von einem wild stürmischen Chaos aus gefrorenem Wasser und rotem sandigen Eisenoxid. Auf einem künstlich errichteten Bergplateau, das sich zwischen zwei dumpfschattigen, der dunkelvioletten Stratosphäre entgegenstrebenden Berggipfel befindet– an dieser Stelle türmt sich der einzige, existierende Gebäudekomplex des Planeten in ein verfilztes Geflecht aus Schatten Sturm, den Komplex hatte man unter unmöglichen Bedingungen aus einem Basalt artigen Gestein heraus geschlagen. Kilometer hohe Schlote stechen durch die Wolkendecke hindurch und ragen in ein kalten, weiten Raum hinein, in den der giftige Rauch geblasen und das Universums zu verpesten droht, einige behaupten das Gift sei für sämtliche Alpträume des Universums verantwortlich und ist es einmal mit dem kosmischen System in Verbindung, wird es daraus auch nicht mehr weichen.
Das verbrannte Fleisch der vermeintlich Degenerierten steigt als graugelber Rauch weit über die Atmosphäre und umhüllt die Sterne in ein seichtes Kleid aus flüchtigem Gift. Eine Strecke aus Temperatur unempfindlichen Schienen führt direkt als einziger Weg in das innere des Schlachthauses. Endlos verschachtelte Wände deren Konturen unter einem Gemisch aus Nacht und gefrorenen Gasen verwischen. Die einzige Möglichkeit überhaupt, die von gequälten Kräften errichtete Strecke und in das Innere eines Komplexes führt ist im Grunde nichts anderes als eine Einbahnstraße in die absolute Vergessenheit. Nichts außer diesem Schlachthof und einer tobenden Materie. Das Sonnensystem auf dessen Umlaufbahn der Planet sich seiner Rotation ausliefert, bekam von der Invasorengilde die Bezeichnung NE 433 Und den Planeten nennt man abfällig Chasmira was einer Redewendung entspringt und ein Umstand beschreibet, in welchem eine Person scherzehaft ins Verderben stürzt, die Person bemerkt erst am Schluss, dass der Witz in Wirklichkeit kein Witz war, man pflegt nach Scheinexekutionen derlei Scherze zu machen, bis der Ärmste dann doch ganz überrascht und durchschossenem Kopf in einer Blutlache jämmerlich stirbt. Die Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben. „Chasmira spuckt“ sagt man, und abgehalfterte Invasoren zuckten höchstens kurz mit einer Wange. Es kann jeden treffen und die Zeit hatte bereits vor über hundert tausend Jahren ihren Sinn verloren- Gott wurde ausgesondert. Chasmira gleichgesetzt mit kein Entkommen! Anhand des Navigationscodes findet man das System auf der Transsolaren Tabelle der Alten Gilde ohne weitere Angaben. Der Planet selbst unterliegt natürlich dem Transsolaren Koordinatenindex und lautet U2GH24M14SS23, die Fußnote „zu verzichten“ hatte jemand nachträglich
hinzugefügt. Dieser Code informiert lediglich über seine relative Position innerhalb des N-Dimensionalen-Koordinaten-Raumes. Ansonsten besteht die Aufgabe des Planeten darin und man kann dies als kleine in grauen Lettern geschriebene Fußnote auf jedem Ausdruck der alten Gilde lesen: „Die zentrale Vernichtung destabilisierender degenerierter Kräfte, deren Existenzberechtigung im N-ten Raum annulliert und dadurch auf unbestimmte Zeit abgelaufen ist; bis auf weiteres gültig abgezeichnet und bestätigt Code-888 Die alte Gilde und die ihr unterstehenden Navigatoren.“
Einer Legende nach gibt es in diesem Universum einen Planeten in seiner Größe vergleichbar mit der Venus, er trägt die vermeintlich einladende Bezeichnung Elysia man behauptet es gäbe auf ihm einen Wald dessen Bäume ein Sekret absondern und dieses Sekret besitzt angeblich die eigentümliche Eigenschaft, jeden der es einatmet in einen entsetzlichen Wahnsinn zu treiben, die Person liegt alsdann schreiend auf dem Rücken, sie selbst empfindet ihren Zustand jedoch als einen nicht mehr enden wollenden ekstatischen Rausch, als einen Zustand der unbeschreiblichen Glückseligkeit. In Wirklichkeit treibt die Person langsam und unaufhaltsam in einen Schlund aus Schwärze und Vergessenheit. Normalerweise schickt man nichts ahnende Leute, vorzugsweise welche die man loswerden will auf diesen Planeten. Man sagt über Leute die einen wirklich verrückten Eindruck machen, bzw. die gerade dabei sind sich ins Verderben zu stürzten und es nicht merken, zu denen sagt man, „Im Wald auf Eysia stehen“ Die ganz schlauen Köpfe werfen meistens in einer Runde die Frage in den Raum, woher man denn wisse das die armen Tröpfe wirklich ihren Zustand als ein unsäglichen Glückszustand erleben, wo es doch noch niemand geschafft hat daraus heile hervor zu kommen um seine bizarre Erfahrung einem Anderen mit zu teilen. Man derlei Einwände meist mit einem ganz wohlwollenden Gesichtsausdruck und sagt in einem lässigen Tonfall, „eben drum, sonst wären sie ja zurückgekommen!“ Woraufhin die Bestürzung hoffentlich groß und der Wissensdurst dann gestillt ist.
Der Planet Chasmira trägt als offizielle Bezeichnung lediglich seine Navigations- Koordinaten der alten Gilde, das bedeutet, dass niemand ein großes Interesse daran gehabt hatte dem Planeten eine auserordentlich wichtige, strategisch oder wirtschaftliche Rolle in der Geschichte der Welt einzuräumen. Die nackten Koordinaten, nicht mehr! Seit dem Bau und der Eröffnung des Schlachthofes auf Chasmira, besitzt auch die Belegschaft der unliebenswürdigen Einrichtung bis auf das Hauptinterface keine richtigen Namen, allesamt tragen sie ebenfalls so was wie Koordinaten. Man legt auf Chasmira Traditions gemäß keinen großen Wert auf Identität. Durch die Namenlosigkeit des Planeten als auch seiner Belegschaft wird aktiv und unmissverständlich auf die einzigartige Philosophie wie man sie an diesem Ort praktiziert hingewiesen. Ein Vorbild der transpersonalen Lebensführung innerhalb eines nihilistischen Gesellschaftsmodells ohne den Funken von Hoffnung oder artverwandter Ideen. Aber leider müssen auch die nihilistischsten Organisationen oder Systeme auf irgendeine Weise überleben und so ist auch der Schlachthof dazu verdammt, seinen Teil des wirtschaftlichen Ertrages an die alte Gilde ab zu führen um dadurch seinen nutzbringenden Platz im Universums zu behaupten und um in den Genuss der daraus resultierenden wirtschaftlichen Vorzügen zu gelangen. Denkt man über das System im allgemeinen und über das des Schlachthofes im speziellen nach, liegt einem schnell auf der Hand, dass ein Schlachthof wie auf Chasmira den eigentlichen Grundsätzen der dunkelgrauen Gilde am Meisten entspricht und so hatte man den Schlachthof und den Planeten trotz der regelrechten Verleumdung als feste Institution in das System integriert.
Was das kosmische Schlachten betrifft ist es doch so, dass durch den Schlachthof auf Chasmira dem Rest des Bundes ein unnötiges beschmutzen ihrer reinen weiße Weste erspart geblieben ist. Außer der unmissverständlichen Aufgabe des Schlachtens besitzt die Einrichtung keine weiteren Aufgaben.
Inoffiziell wird der Schlachthof begrüßt, offiziell distanziert man sich selbstverständlich von all der Grausamkeit. Der Bedarf eines transsolaren Schlachthofes bestand jedoch seit langem und mit der Einrichtung hatte man viele unzufriedenen Gesichter schließlich für alle Zeit günstig gestimmt. Was nicht bedeutet, das irgend eine Person aus den höheren Kreisen der alten Gilde daran interessiert wäre, dass der Einrichtung nichts fehlt man sie immer auf den neusten Stand hält und das der Belegschaft zur Erfüllung ihrer Pflicht ausreichend Mittel zur Verfügung stehen.
Reine Funktion und natürlich die Auslöschung von fehlerhaften Funktionen! Keine weiterführende Belehrungen oder rechtfertigende Worte die über das Maß der reinen Funktion hinaus führen– nein jenem schenkte man keine Beachtung mehr. Das einzige was noch im Stande ist seinen gebührende Respekt einzufordern sind die Mittel die zum Erhalt eines untergehenden Prinzipes beitagen. In diesen Zeiten ist Eigentlich wäre jedem sehr viel wohler ums Herz hätte man Chasmira von jeder Sternenkarte einfach ausradiert. Dennoch müssen die nötigen Etats beantragt werden, das administrative Personal geschult und auf ihre Posten gesetzt werden, die großen Frachtschiffe ihren Kurs erhalten und in regelmäßigen Abständen die anfallenden Auslagen mit den beantragten Mitteln verglichen und neu berechnet werden. Ansonsten wäre es den Frachtschiffen nicht erlaubt auf Chasmira zu landen und das brächte eine Menge Routine durcheinander. Denn mitsamt der vermeintlich degenerierten Fracht die langen Strecken an den Rändern der Zone zu fliegen brächte diplomatische Spannungen mit sich.
Die acht Meter breiten Gleise führen direkt von der 20 Quadratkilometer großen Landefläche durch das tobende Niemandsland direkt in das Innere des grau Basalt schimmernden– aus Stein gehauenen Schlachthofes. Die Landefläche wird von dem Sand und den Stürmen durch eine Klima resistente Kuppel geschützt- Sie fächert sich nach zwei Seiten auf wenn ein Frachtschiff zur Landung ansetzt und schließt sich für den Transfer um sich alsdann beim verlassen des Planeten wieder zu öffnen. Die Triebwerke bringen das gefrorene Wasser zur Schmelze und weite weiße Wasserdampfwolken wehen an die Kuppel-Wände um dort zu kondensieren. Das besonders resistenten Material des Landeplatzes und der Kuppel brachten ebenfalls die Frachtschiffe der alten Gilde. Die Gleise führen durch ein 70 Meter hohes massives Tor direkt in das innere des Schlachthauses, das von der Atmosphäre durch ein Schleusensystem hermetisch abgeriegelt werden kann und auch wird- sobald ein Zug zum stehen gekommen ist wird es abgeriegelt, dabei züngelt der bissige Sturm und peitscht den Eisenoxidsand durch sämtliche Ritzen .
Die fahrt vom Landeplatz bis zum Schlachthof führt über eine Gebirgsschlucht, beide Wände fallen im Abstand von hundert Meter rechts und links neben dem Geleis senkrecht in die Atmosphäre um sich in einem Nirgendwo aus Eis und Chaos auf zu heben.
Über dem basaltfarbenen Eingangstor des Schlachthofes ziert ein schlichtes aber all zu deutliches Motiv den Eingang zu den blutigen Hallen– das Motiv; es kreuzen sich die ausgebreiteten Flügel Zweier nebeneinander stehenden Wesen die an Erzengel erinnern beide mit gesenktem Haupt, dadurch liegen ihre Gesichter im Schatten ihrer selbst, unsichtbar für den Betrachter. Aus einem massiven Stück Metall gegossen empfängt dieses Mahnmal jeden hereinfahrenden Zug und seine zur Aburteilung verdammte Fracht denen dieser Ort das Gegenteil einer Zukunft verspricht. Das Wappen, das Mahnmal des Schlachthofes ist an vielen Stellen innerhalb des kubisch verschachtelten Gebäudekomplexes im speziellen über den Eingängen als silhouettenhaft es Reliefe zu finden. Hauptsächlich über den spitz bogenartigen Gewölbe Tore des Verwaltung-innen-komplexes und den Eingängen zu den zentralen Energieversorgungs Anlagen und an den schlicht gehaltenen Wohnräumen der Besatzung.
Ebenfalls findet man das Emblem auf den dunkelgrauen aus Kunstfasern gefertigte Arbeitsoveralls der Besatzung und am unteren Rand jeder weißen, Schürze die jeder der Besatzung während der Arbeit um zu binden haben. Alle Verwaltungskräfte tragen schwarze Overalls aus dem selben Material und wie alle auf dem Planeten De-Identitätsmasken mit integrierter Strahlenschutzbrille. Alle Schlachter tragen Overalls mit weißen Schürzen, und De-Identitätsmasken mit integrierter Strahlenschutzbrille.
Das Fachgebiet der dunkelgrauen Gilde so die Bezeichnung, beschränkt auf das Schlachten von abtrünnigen Navigatoren den Mitglieder des Elitecorps, der ganzen Verwaltung und Instandsetzung der Anlage, des Komplexes, dem Verbessern von Methoden.
Innerhalb des Schlachthofes existiert noch eine kleinere Abteilung, eine Gruppe die sich mit der Entwicklung und Verbesserung neuer Schlachtmethoden beschäftigt. Schneller günstiger mehr Schlachtungen pro Zeiteinheit usw.
Wie überhaupt jemand den Weg zur grauen Gilde findet ist mit vernünftigen bzw. Logischen Überlegungen nicht nach vollziehbar, denn normalerweise bringen sich die Personen um fallen sie in einen derartigen Gemütszustand, der anscheinend die Vorraussetzung dafür ist einen Vertag auf Lebenszeit bei der grauen Gilde zu unterzeichen. An Personalmangel mangelt es der grauen Gilde jedoch nicht. Es ist nur selten notwendig Rekruten loszuschicken um Personal aus den benachbarten Systemen zu rekrutieren.
Der Ablauf einer Schlachtung besteht als erstes darin, die Subjekte die geschlachtet werden sollen, aus den gelandeten Frachtschiffen in die Containerwagons zu überführen. Die administrativen Formalitäten werden noch während der Landung des Frachtschiffes mit der grauen Gilde abgewickelt. Die Regel ist, dass die Aburteilten normalerweise, wegen eines speziell dafür entwickelten Sedativa, die Prozedur schweigend und duldsam über sich ergehen lassen. Vor dem Transport wird den Aburteilten das Sedativa als ein Aerosol in die Augen und in die Nasenlöcher gesprüht. Das Sedative besitzt die Eigenschaft alle Aburteilten in passive dumme Lämmchen zu verwandeln. Sind alle Aburteilten in die Zugwagons verladen, zündet das Frachtschiff seine Starttriebwerke und verlässt unter ohrenbetäubendem Getöse schnell den Planeten Chasmira. Die Besatzung der Frachtschiffe als auch die Besatzung Chasmiras rekrutiert sich in der Regel aus all dem sozialen galaktischen Abschaum, der einem in den dunkelsten Straßen, den widerlichsten Ecken einer aufgegebenen Stadt, aus irgendwelchen verlausten Behausungen, mit verschlagenen Gesichtern auf lauern. Niemand der noch über einen Funken von Selbstachtung verfügt würde sich von einem Rekruter der Frachtschiffe oder der grauen Gilde von Chasmira anheuern lassen. Oft sind es sogar Subjekte die selbst kurz vor einer Aburteilung standen und deren einzige Chance quasi ein Leben auf einem der Frachtschiffe oder als Besatzung des Schlachthofes als Alternative angeboten wurde, was zwar selten aber immer mal wieder vorkommt.
Die transsolare Institution des Schlachthofes kann man als die peinliche Antwort der Alten Gilde ansehen die keine andere Lösung für ernsthafte soziale Zerfallsprozesse anzubieten hat als eine monströse zynische Vernichtungsmaschinerie, die das Ergebniss Jahrhunderter langer unredlicher wissenschaftlicher Arbeit ist.
Der Zusammenschluss der Transsolaren Föderationen zur alten Gilde degenerierte im Laufe der langen Zeit zu einer heruntergekommenen Verwaltungsapparat, gekennzeichnet durch Verantwortungslosigkeit und morbide Freizeitgestaltungen. Betrachtet man diese Gesellschaft von außen, würde man den Eindruck bekommen, als käme ein verwirrendes Spiel langsam aber stetig zum Erliegen. Überspitz könnte man sagen, einem Jeden bleibt nur noch die Wahl zwischen einer grauenhaften Degeneration oder der Aburteilung. Den meisten sozialen Bestrebungen der alten Gilde haftet eine trübselige Herangehens weise an Weise, da das einzige Interesse in der verrückten Absicht gipfelt die Illusion eines längst vergessenen Glanzes so lange als irgendwie möglich aufrecht zu erhalten. Tatsächlich hatte sich jedoch schon vor langer Zeit der Vorhang zu einem Bühnenstück geöffnet das als einzigen Inhalt seinen fehlenden Sinn zelebriert, seinen Mangel an Inhalt und wie ein Wahnsinniger um eine betäubende Leere kreist.
Konsequenz ersetzte Verstand und Weitsicht. Ein Merkmal von Degeneration ist, dass man ganz manisch die Degeneration in den eigenen Reihen zu bekämpfen versucht.
Alles was in ein bestimmtes Raster fällt wir kurzerhand dem Schlachthof auf Chasmira übergeben. Mit dieser Philosophie, die eigentlich überhaupt keine Philosophie ist, versuchte man Herr des gesellschaftlichen Zerfalls zu werden. Jeder der direkt oder indirekt mit diesem Umstand zu tun hatte, spürt instinktiv wie albern und primitiv diese Lösung tatsächlich ist. Aber da ein offensichtlicher Mangel an Intellekt und geistiger Belastbarkeit bis hin in die obersten Reihen der alten Gilde Einzug genommen hat, werden aus den berechtigten Einwänden gegen diese Einrichtung leider die falschen Schlüsse gezogen, dass wiedrum ein weiteres Merkmal für eine sich rasant verschlechtende Befindlichkeit des geistigen Zustandes der Gesellschaft veranschaulicht.
Da demnach der Verfall auch nicht vor den höchsten Kreisen halt macht und dadurch sämtliche kulturellen als auch sozialen Errungenschaften mehr und mehr einer Verrohung anheimfällt, entwickelt sich der Schlachthof zu einer immer einflussreicheren Einrichtung. Seine ultimative Lösung für alle sozialen Probleme wird von niemandem mehr ernsthaft in Zweifel gezogen.
Denkt man jedoch den Gedanken von Chasmira zu Ende kommt man zu einem erstaunlichen Ergebniss. Denn ein solches System wird sich schließlich am Ende ad absurdum führen, der Konsequenz wegen, und sich selbst schlachten. Am Ende sähe es dann so aus, als hätte es nie eine alte Gilde und schon gar nicht einen Schlachthof auf Chasmira gegeben, als wäre alles in einem großen Abfluss des Vergessens, einem dumpfen wirren Nichts abgeflossen.
Jedes Solare System besitzt ein CET Frachtschiff die Verwaltung der Schiffe und der Transporte der Aburteilten unterliegt zum Teil noch den Bestimmungen der Alten Föderation werden aber schritt für Schritt denen der alten Gilde überschrieben. Betritt man jedoch Chasmira verlässt man automatisch das administrative Hoheitsgebiet der alten Gilde und man untersteht den Gesetzten der Zentral-Verwaltung der dunkelgrauen Gilde , die den gesamten Planeten Chasmira beherrscht.
Das Recht auf Chasmira beinhaltet auch die Herrschaft über: die Methoden, die Zeit, die Lebensformen, den Schmerz, die persönliche Einstellung zu sich selbst, zu seiner Umgebung, den Besitz, die Resoursen, all diese Dinge unterstehen der zentralen Kontrolle der dunkelgrauen Gilde; sie Besitz zusammengefasst alles seelische- als auch physische auf Chasmira und da auch die ansonsten eher abstrakten Dinge sich in ihrem Besitz befinden, entscheidet die dunkelgraue Gilde was für das Individuum existiert und was nicht– denn die beste Kontrolle versucht nicht die Physis zu besitzen, sie kontrolliert die Ansichten darüber und die Wahrnehmung davon.
Die Pläne der zentralen Verwaltung werden zyklisch überarbeitet.
Die Fahrt eines Zuges von der Landeplattform bis in das Innere des Schlachthof dauert 26 Erdenstunden; zum Vergleich 3.4 Erdenstunden entspricht einer Stunde auf Chasmira Das bedeutet der Zug ist 7.64 Chasmira Stunden unterwegs bis er im Inneren des 80 Meter hohen Fenster losen Hangars zum Stehen gekommt ist.
Bereits während der Fahrt sterben etliche der Aburteilten aufgrund von Mangelerscheinungen und Aufzehrung. Durch jeden Waggon zieht sich eine blank polierte Metalstange mit einem Durchmesser von 20 cm. Lethargisch betäubt und müde hängen die Degenerierten mit Metallringe befestigt an der Metallstange ihre Köpfe wippen im Rhythmus des Zuges. Wimmern und Stöhnen erfüllt jeden Wagon, die Schärfe der Worte seit langem verebbt.
Jeder Waggon fasst 100 Hundert Aburteilte; jeder Zug besteht aus 20 Wagen und einer thermo-nuklear betriebenen Logomotive. Fünf zusätzliche Wagen bringen von der alten Gilde käuflich erworbene Güter, Proviant, Material und diverse andere Dinge für die Besatzung des Schlachthofes.
Während eines Jahres auf Chasmira fährt der Zug zwei mal durch die verschlingenden Tore des Schlachthofes und transportiert insgesamt durchschnittlich 4000 Degenerierte zur Schlachtung in die Einrichtung. Die Kapazität des Schlachthofes beträgt 24.000 Schlachtungen pro Chasmira Jahr, was für die Mannschaft ein 15 Stundentag bedeuten würde. Da das Limit jedoch noch längst nicht erreicht wurde, liegt der durchschnittliche Arbeitstag im Moment noch bei 7 Stunden.
Zu Beginn jeder Fahrt, ein Moment bevor sich der massive Zug in Bewegung setzt, ist das Donnern der sich hydraulisch und synchron schließenden Wagentüren zu hören. Kurz darauf heulen die thermo-nuklearen Triebwerke auf und ziehen ihre Fracht über die Oberfläche eines unerbittlichen Planeten. Das davon fliegende Frachtschiff wirbelt eine peitschende Wolke aus Eisenoxidsand hinter sich auf und verschwindet in der dichten diffusen Wolkendecke.
Mit dem geheul von gleißend singenden Schienen fährt der Zug direkt und ohne Unterbrechung durch das Tor unter dem Zeichen der Gilde ins Innere des Schlachthofes und kommt erst dort ebenso lärmend und atemlos langsam zum stehen. Dann schließen sich donnernd die Tore.
Die Regel lautet; bevor ein neuer Zug ankommt muss die vorherige Fracht vollständig geschlachtet worden sein, nichts darf an ihre Existenz erinnern. Überschneidungen müssen unbedingt verhindert werden.
Ist der Zug zum stehen gekommen, stoßen für einige Minuten die Druckausgleichsventiele ein Gemisch aus Druckluft und kondensiertem Wasser in die blutigen Hallen aus.
Die blank polierte Stange hebt die Aburteilten, hängend aus den Wagen heraus und setzt sie auf den harten kalten Steinboden des Schlachthofes ab.
Eine erste administrative Bestanzaufnahme wird durchgeführt. Dabei durchkämmen hundert Verwaltungskräfte der dunkelgrauen Gilde die eingetroffenen und heften nach einer schnelle Registratur über einen Handscanner eine kleine Markierung an eines der Ohren der Aburteilten. Kurz drauf werden mit den Vorbereitungen der Schlachtung begonnen. Dazu bildet man Gruppen aus jeweils 10 Aburteilten und führt die Gruppe in spezielle Räume.
Die Prozedur der vorbereitenden Schritte dauert in der Regel drei Tage, die eigentliche Schlachtung ungefähr eine Woche, bis alle Aburteilten fachgerecht geschlachtet und verarbeitet sind.
Nach jeder abgeschlossenen Schlachtung folgt eine gründliche Reinigung und Instandsetzung der Werkzeuge und Maschinen die mehrere Wochen in Anspruch nimmt. Danach hat die Besatzung vier Tage frei. Ihre Freizeit verbringt sie damit, eine bestimmte von der alten Gilde entwickelte Droge zu konsumieren, die Gefühle von Schuld und oder Reue absorbieren und durch Gelassenheit und Lustvoller Euphorie ersetzen soll. Der Rauschzustand erzeugt eine künstliche, subtil bizarre Geselligkeit die für einen kurzen Moment ein heiteres Gemeinschaftsgefühl unter der Mannschaft auflodern lässt. Es verblasst jedoch recht schnell wieder und macht einem lange anhaltenden, dumpfen traumlosen Schlaf platz.
Dann, wenn der nächste Zug die Tore der Schlachthofes passiert hat, beginnt die Prozedur von neuem.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)

Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen